Lars ist LOL

Wer mit Kindern zu tun hat – oder sich an die eigene Kindheit erinnert, weiß, wie schmal der Grat zwischen harmlosem Hänseln und gemeinem Mobbing sein kann. Der norwegische Kinderfilm „Lars ist Lol“ erzählt so eine Mobbing-Geschichte, jedoch aus ungewöhnlicher Perspektive. Regisseur Eirik Sæter Stordahl vermeidet konsequent jede Schwarz-Weiß-Malerei, die die Welt in Täter und Opfer einteilt. Stattdessen erzählt er sehr einfühlsam die Geschichte der 12-jährigen Amanda, die mit allen Mitteln versucht, einen Fehler wiedergutzumachen, der ihr niemals hätte passieren dürfen.

 

Über den Film

Originaltitel

Lars is LOL

Deutscher Titel

Lars ist LOL

Produktionsland

NOR

Filmdauer

85 min

Produktionsjahr

2023

Regisseur

Stordahl, Eirik Sæter

Verleih

Der filmverleih GmbH

Starttermin

24.04.2025

 

Das neue Schuljahr hatte sich die 12jährige Amanda ganz anders vorgestellt: Sie hatte sich darauf gefreut, Mentorin für einen der neuen Erstklässler werden zu dürfen und ihn oder sie bei den ersten Schritten in der Schule unterstützen zu können. Stattdessen hat ihre Klassenlehrerin entschieden, dass sie einen neuen Mitschüler unterstützen soll: den am Down-Syndrom leidenden Lars. Doch als sie Lars ein wenig besser kennenlernt, wird die ungeliebte Pflichtaufgabe geradezu zum Vergnügen: Lars ist Harry-Potter-Fan wie sie, ein absolutes As im Erfinden neuer Zaubersprüche und Beschwörungen, und sein Vater kann nicht nur sehr gut kochen, sondern hat immer auch die ein oder andere Überraschung in petto. Nach wenigen Tagen sind Amanda und Lars die besten Freunde. Doch für den Rest der Klasse ist Lars ein seltsamer Exot, über den man sich am liebsten im Internet lustig macht. In diversen Blogs werden Witzchen über ihn gerissen. Die tonangebende Clique bringt Amanda dazu, einen fiesen „Spaßanruf“ bei Lars zu machen. Das bedeutet nicht nur das Ende von Amandas Freundschaft zu Lars, auch ihre beste Freundin Sari will nichts mehr von ihr wissen. Jetzt muss Amanda versuchen, wiedergutzumachen, was sie angerichtet hat. Was eigentlich nicht mehr geht. Dafür bräuchte es eigentlich Zauberei, so wie bei Harry Potter…

Eirik Sæter Stordahl ist ein überzeugender, zu Herzen gehender Film über Mobbing gelungen, weil er es weder seiner Protagonistin noch dem Publikum zu einfach gemacht hat. Statt eine einfache, klischeehafte Täter-Opfer-Geschichte zu erzählen, hat sich Stordahl entschlossen, sich auf den – auch und gerade für Kinder – nachvollziehbaren Konflikt der jungen Amanda zu konzentrieren: Die Entscheidung treffen zu müssen, ob einem das eigene Ansehen bei den Klassenkameraden oder die Freundschaft zu einem Außenseiter wichtiger ist, ist wirklich hundsgemein schwierig. Und die Erfahrung, dass es sich hinterher als schlimmer Fehler herausstellt, wenn man den scheinbar einfacheren Weg wählt, haben sicherlich schon viele gemacht. Aber was passiert, wenn man seinen eigenen Fehler einsieht und versucht, ihn wieder aus der Welt zu schaffen?

Die schauspielernden Kinder überzeugen durch ihre Aufrichtigkeit. Adrian Øverjordet Vestnes als Lars hat ordentlich Charisma und sichtlich Freude daran, anhaltend stinksauer zu sein. Lilly Winger Schmidt lädt durch ihr zurückgenommenes Spiel geschickt zur Identifikation mit ihrer Figur ein. Es ist erstaunlich, wie es den jungen Darstellern gelingt, die sehr differenziert gezeichneten Charaktere mit Leben zu erfüllen; da können sich ihre erwachsenen Kollegen durchaus was abschauen. Diese Qualitäten sind natürlich außerdem der sensiblen Regie zu verdanken. Wie ernst Stordahl die Kinder und ihre Sorgen und Nöte nimmt, lässt sich auch daran erkennen, dass er die Wirklichkeit nicht schönt: In der Klasse von Amanda und Lars gibt es ein paar richtig fiese Typen.

„Lars ist Lol“, der auf einer Romanvorlage basiert, die in Norwegen zum „Besten Kinderbuch“ gewählt wurde (die Autorin hat mit dem Regisseur gemeinsam das Drehbuch verfasst) überzeugt nicht nur durch authentischen Realismus, sondern auch durch die in jeder Hinsicht zauberhafte Ebene, die durch Lars’ von seinem Vater fantasievoll unterstützte Harry-Potter-Begeisterung mit ins Spiel kommt. So ist Eirik Sæter Stordahl ein Film gelungen, der trotz seines ernsten Themas auch für jede Menge Spaß im Kinosaal sorgen wird.

 

Gaby Sikorski

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