Ein Prank, Neudeutsch für Streich, besser gesagt mehrere Pranks stehen im Mittelpunkt von Benjamin Heisenbergs buntem Kinderfilm, der kreuz und quer durch Berlin führt und jüngere und ältere Kinder an einem ersten April an der Nase lang führt. Albern und überdreht mutet das an, nimmt sich zum Glück nicht allzu ernst und macht dadurch einigen Spaß.
Über den Film
Originaltitel
Der Prank – April, Aprill
Deutscher Titel
Der Prank – April, Aprill
Produktionsland
DEU,CHE
Filmdauer
90 min
Produktionsjahr
2025
Regisseur
Heisenberg, Benjamin
Verleih
Port au Prince Pictures GmbH
Starttermin
14.03.2025
Man mag Familie Roosen für eine typische bürgerliche Berliner-Familie halten, wie sie im In-Bezirk Prenzlauer Berg allgegenwärtig scheint: Mutter Maria (Laura Tonke) versucht den Laden mehr schlecht als recht zusammenzuhalten, Vater Lutz (Mehdi Nebbou) bastelt an einer an Wallace und Gromit erinnernden Konstruktion zur automatischen Frühstück Zubereitung, die allerdings mehr Chaos als Sinn produziert und insofern genau passt.
Der ältere Sohn Schaaf (Cedric Eich) treibt durch Leben, arbeitet als Lieferant in einer Pizzeria und träumt von einer Karriere als Deutsch-Rapper, während Schwester Caro (Jane McKinnon) bei einem Aktionshaus arbeitet. Im Mittelpunkt steht allerdings der zwölfjährige Lucas (Noèl Gabriel Kipp), der heimlich in eine Mitschülerin verliebt ist und sich mit dem chinesischen Austauschschüler Xi Zhou (Max Zheng) herumschlägt, der sich zumindest anfangs nur mit einer Übersetzungssoftware auf dem Handy verständlich machen kann.
Vielleicht liegt es daran, dass Xi sich besonders eifrig darum bemüht, sich am 1. April an die Rituale seiner deutschen Gastfamilie anzupassen und einen Streich auszuhecken: Er tauscht eine Pizzaschachtel aus Schaas Lieferauto gegen eine aus, in die er seine Unterhose gepackt hat.
Doch in der Schule müssen Xi und Lucas mit Erstaunen feststellen, dass sich in der Schachtel keine Pizza befindet, sondern Stapelweise einhundert Euroscheine. Klarer Fall: Schaaf hat mit der Mafia zu tun und sollte gerade Schutzgeld ausliefern, was bedeutet: Er ist in größter Gefahr. Denn wenn er das Geld nicht am richtigen Ort abliefert, dann würde es ihm an den Kragen gehen. Glauben zumindest die beiden überdrehten zwölfjährigen, die fortan alles daran setzen, die zunehmend komplizierten Probleme gerade zu biegen.
Einst war Benjamin Heisenberg ein herausragender Vertreter der „Berliner Schule“, dessen frühere Filme wie „Schläfer“ oder „Der Räuber“ bei den Festivals in Cannes und Berlin zu sehen waren, inzwischen hat er sich auf die Arbeit als Bildender Künstler konzentriert und dreht nur noch selten Filme.
Sein erster Kinofilm seit über zehn Jahren wurde nun ein Kinderfilm, der in den besten Momenten mit anarchischem Humor überzeugt und sich angenehm losgelöst über den Boden der Berliner Realität bewegt. Vollkommen frei bewegt sich „Der Prank“ durch die Stadt, von geographischer Ordnung keine Spur, ein Schnitt lässt die Figuren von einem Ort zum anderen springen, so wie auch die Handlung frei und verspielt allerlei Elemente durcheinanderwirbelt. Wenn da der chinesische Austauschschüler auf einmal perfektes Deutsch spricht, wirkt das weniger logisch, sondern als hätten Heisenberg und sein Co-Autor Peer Klehmet einfach keine Lust mehr gehabt, Xi nur durch seine mühselige Übersetzungssoftware sprechen zu lassen.
Alles ist also möglich in den 90 Minuten von „Der Prank“, mit dem Ergebnis eines luftig, lustigen Kinderfilm, der ganz und gar nicht anbiedernd wirkt, sondern auf authentisch wirkende Weise in die Lebenswelten seiner jungen Protagonisten eintaucht.
Michael Meyns